Reisebericht Rom 2015
Unsere siebentägige Sightseeingtour beginnt noch am Anreisetag mit einem nachmittäglichen Spaziergang durch Rom: Eine ausladende Runde, die uns einen Überblick über diverse Straßen, Plätze und Gebäude verschafft. Auf den Stufen der Spanischen Treppe, einer riesigen Freitreppe, die von der Piazza di Spagna hinauf zur Kirche Santa trinità die Monti führt, wo gestrandete Touristen, Straßenhändler und das Jungvolk Roms erschöpft in der Nachmittagssonne hocken, beenden wir schließlich unser Programm und erkunden die Stadt alleine weiter, diese seltsamen Mischung aus Moderne und Antike, bei der man sich nie sicher sein kann, ob zwischen H&M und Desigual an der nächsten Ecke nicht vielleicht schon wieder ein marmorner Tempel aus dem Boden wächst.
Die folgenden Tage gleichen einem Bildungsmarathon: Wir marschieren durch die überfüllten Straßen, immer auf dem Weg zu irgendeiner Sehenswürdigkeit, immer noch in Gedanken mit der vorangegangenen Attraktion beschäftigt. Wir bewundern die Unmengen von Gemälden und Statuen in den Vatikanischen Museen, die antike Stadtruine Ostia antica, den prunkvollen Petersdom und das Kolosseum, dessen rohe Steinwände neben all diesem Überschwang fast schon bescheiden erscheinen. Von den Kapitolinischen Museen aus werfen wir zum ersten Mal einen Blick auf das Forum Romanum und sind alle in den Bann gezogen von diesem Zusammenspiel aus mehr oder weniger verfallenen Ruinen, baumbewachsen und von sandigen Wegen umschlungen. Das antike Zentrum Roms erinnert an eine verwunschene Stadt, die noch darauf wartet, aus ihrem tausendjährigen Schlaf zu erwachen. Diese Aussicht bleibt unübertroffen, auch wenn ihr das riesige Areal der Villa Hadriana durchaus Konkurrenz macht. Dort, in der Sommerresidenz des römischen Kaisers Hadrian, reihten sich ehemals Paläste, Thermen, Gärten und Theater aneinander wie in einer Paradieswelt. Heute tauchen aus dem halb rekonstruierten, halb verwilderten Garten mancherorts noch geisterhaft riesige Fragmente antiker Bauwerke auf, die einem einen Schauder über den Rücken jagen.
Am
letzten Tag sind wir zwiegespalten: Einerseits sind wir vollends
erschöpft von den Märschen der letzten Woche, andererseits möchte
niemand die Stadt so wirklich verlassen. Wir laufen ein letztes Mal
durch die Straßen Roms, vorbei an all den Orten, an die wir uns in
unserer abendlichen Freizeit schon so gewöhnt haben: Das kleine
Stammlokal schräg gegenüber von unserem Hotel, die
ausgetretenen Stufen der Spanischen Treppe und die beste Pizzeria der
Welt, in einer Nebenstraße der Via del Corso. Schließlich ist es soweit,
wir verlassen Rom mit dem Shuttlebus und betreten das kulturneutrale,
globalisierte Innere des Flughafengebäudes mit einem lachenden und einem
weinenden Auge. Wir werden Rom vermissen, so viel steht fest.