Reisebericht Rom 2015

01.06.2015
Wir erreichen die Stadt gegen 11:30 Uhr, das mediterrane Klima schlägt uns beim Verlassen des Flughafengebäudes entgegen und einige seltsam gedrungene Büsche bezeugen, dass wir uns tatsächlich nicht mehr in Deutschland befinden. Ansonsten ist von dem Zauber Roms allerdings noch nicht sehr viel zu spüren. Vor uns liegen ein zubetonierter Busbahnhof mit Ausblick auf ein von oben bis unten verglastes Hotel und gute Eineinhalbstunden Wartezeit. Im Shuttlebus zum römischen Hauptbahnhof, der Statione Termini, in deren Nähe auch unser Hotel liegt, können wir dann endlich einen ersten Blick auf die Ausläufer Roms werfen, auf gewundene Straßen und sandsteinerne Anwesen inmitten von dicken, dunkelgrün beblätterten Bäumen wie Illustrationen auf nostalgischen Papierservietten

Unsere siebentägige Sightseeingtour beginnt noch am Anreisetag mit einem nachmittäglichen Spaziergang durch Rom: Eine ausladende Runde, die uns einen Überblick über diverse Straßen, Plätze und Gebäude verschafft. Auf den Stufen der Spanischen Treppe, einer riesigen Freitreppe, die von der Piazza di Spagna hinauf zur Kirche Santa trinità die Monti führt, wo gestrandete Touristen, Straßenhändler und das Jungvolk Roms erschöpft in der Nachmittagssonne hocken, beenden wir schließlich unser Programm und erkunden die Stadt alleine weiter, diese seltsamen Mischung aus Moderne und Antike, bei der man sich nie sicher sein kann, ob zwischen H&M und Desigual an der nächsten Ecke nicht vielleicht schon wieder ein marmorner Tempel aus dem Boden wächst.

Die folgenden Tage gleichen einem Bildungsmarathon: Wir marschieren durch die überfüllten Straßen, immer auf dem Weg zu irgendeiner Sehenswürdigkeit, immer noch in Gedanken mit der vorangegangenen Attraktion beschäftigt. Wir bewundern die Unmengen von Gemälden und Statuen in den Vatikanischen Museen, die antike Stadtruine Ostia antica, den prunkvollen Petersdom und das Kolosseum, dessen rohe Steinwände neben all diesem Überschwang fast schon bescheiden erscheinen. Von den Kapitolinischen Museen aus werfen wir zum ersten Mal einen Blick auf das Forum Romanum und sind alle in den Bann gezogen von diesem Zusammenspiel aus mehr oder weniger verfallenen Ruinen, baumbewachsen und von sandigen Wegen umschlungen. Das antike Zentrum Roms erinnert an eine verwunschene Stadt, die noch darauf wartet, aus ihrem tausendjährigen Schlaf zu erwachen. Diese Aussicht bleibt unübertroffen, auch wenn ihr das riesige Areal der Villa Hadriana durchaus Konkurrenz macht. Dort, in der Sommerresidenz des römischen Kaisers Hadrian, reihten sich ehemals Paläste, Thermen, Gärten und Theater aneinander wie in einer Paradieswelt. Heute tauchen aus dem halb rekonstruierten, halb verwilderten Garten mancherorts noch geisterhaft riesige Fragmente antiker Bauwerke auf, die einem einen Schauder über den Rücken jagen.

Am letzten Tag sind wir zwiegespalten: Einerseits sind wir vollends erschöpft von den Märschen der letzten Woche, andererseits möchte niemand die Stadt so wirklich verlassen. Wir laufen ein letztes Mal durch die Straßen Roms, vorbei an all den Orten, an die wir uns in unserer abendlichen Freizeit schon so gewöhnt haben: Das kleine Stammlokal schräg gegenüber von unserem Hotel, die ausgetretenen Stufen der Spanischen Treppe und die beste Pizzeria der Welt, in einer Nebenstraße der Via del Corso. Schließlich ist es soweit, wir verlassen Rom mit dem Shuttlebus und betreten das kulturneutrale, globalisierte Innere des Flughafengebäudes mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir werden Rom vermissen, so viel steht fest.